12.3.2020, Wien | Um zu einer Reduktion der weiteren Verbreitung einer SARS CoV-2 Infektion bestmöglich beitragen zu können, hatte das Rektorat der MedUni Wien zwar beschlossen, den für den 12.3. geplanten „Tag der Medizinischen Universität Wien“ abzusagen. Aber eine feierliche Handlung konnte doch stattfinden: gemeinsam enthüllten der Rektor der MedUni Wien Univ.-Prof. Dr. Markus Müller und der Leiter der Universitätszahnklinik Wien Univ.-Prof. Dr. Andreas Moritz eine Gedenktafel für Prof. Bernhard Gottlieb, einem der Begründer der modernen Parodontologie, dem aufgrund seiner jüdischen Abstammung 1938 die venia legendi entzogen worden war und der daraufhin zuerst nach Palästina und danach nach USA auswandern musste.
Bernhard Gottlieb wurde 1885 in Galizien geboren und studierte ab 1911 Medizin an der Universität Wien. Sein Spezialgebiet wurde die Zahnmedizin. Er war maßgeblich an der Bildung und Leitung der Vienna Dental Group, bestehend aus Orban, Sicher, Kronfeld, Weinmann und Gottlieb. Die Beiträge dieser Gruppe Wissenschaftler hat zur Grundlage des Verständnisses der Biologie und Pathologie der Zähne und ihrer Stützgewebe geführt. Gottlieb führte Forschung zu allen Bereichen der Zahnmedizin durch, aber sein Schwerpunkt lag auf dem Studium der Parodontitis. Nach seiner erzwungenen Emigration übernahmen er und die Wissenschaftler, die mit Dr. Gottlieb zusammengearbeitet haben Positionen an verschiedenen Universitäten in den USA. Auf diese Weise wurden sie die Begründer modernen Parodontologie.
Die Zahnklinik der MedUni Wien gab sich nach Ausgliederung aus dem Universitätenverbund 2004 zu seinen Ehren den Namen „Bernhard Gottlieb Universitätszahnklinik“. Aus diversen Gründen musste dies 2016 geändert werden, was insbesondere die ParodontologInnen des Hauses sehr bedauerten. Mit der Enthüllung der Tafel am heutigen Tag wurde diesem berühmten Sohn der Medizinischen Universität Wien gebührend Ehre erwiesen und dem Motto „Gegen das Vergessen“ ein Zeichen gesetzt.
Fotos © Corinna Bruckmann